Training

Fühl mal!

Unser größtes Sinnesorgan ist die Haut. Meistens sind wir uns jedoch gar nicht bewusst, wie viel wir über die Hautoberfläche wahrnehmen.

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Schon ein kleiner Windhauch genügt um zu spüren, ob die Luft warm oder kalt ist. Auch wenn es nur ganz leicht nieselt, spüren wir Tröpfchen auf unserer Haut. Der Tastsinn wird von vielen unterschätzt obwohl er der zuverlässigste von unseren Sinnen ist. Optische Täuschungen zeigen auf, wie fehleranfällig visuelle Wahrnehmungen sein können. Eine Berührung dagegen ist für das Gehirn leichter zu verarbeiten und damit resistenter gegen Fehler. Damit wir uns Informationen merken und uns daran erinnern können, brauchen wir alle unsere Sinne. Denn nur was wir wahrnehmen, kann auch im Gedächtnis bleiben!

Lassen unsere Sinne im Alter nach, dann fällt uns auch das Wahrnehmen schwerer. Deswegen ist es wichtig, kleine Schwächen z.B. durch eine Seh- oder Hörhilfe auszugleichen. Im Gegensatz zum Sehen oder Hören gibt es jedoch keine Hilfsmittel, die uns unterstützen können, wenn der Tastsinn abnimmt. Mit zunehmenden Alter leidet unsere Feinmotorik und es kann uns schwerer fallen Formen oder Umrisse zu ertasten.

Der Leiter des Haptik-Labors an der Universität Leipzig, Dr. Martin Grunwald, hat in einer Studie festgestellt, dass Physiotherapeuten und Osteopathen von ihrer beruflichen Praxis profitieren: So haben sie aufgrund des täglichen Einsatzes ihrer Hände mit ca. 50 Jahren eine genauso gute Tastgenauigkeit, wie Menschen zwischen 20 und 30 Jahren.

Handarbeit trainiert die Tastgenauigkeit

Nun ist es so, dass nicht jeder täglich "echte Handarbeit" leistet. Im Gegenteil: Unsere stark visuell geprägte Umwelt und das ständige Wischen über Monitore führen dazu, dass wir haptisch verarmen. So bietet die glattes Glasfläche eines Smartphones oder Tablets nur wenig Herausforderung für unsere Fingerspitzen.

Deswegen biete ich im ganzheitlichen Gedächtnistraining auch Übungen an, die die haptischen Wahrnehmung trainieren und den Tastsinn verbessern können. Probiert es selber doch mal aus und nehmt Gegenstände mit geschlossenen Augen in die Hand. Was fühlt Ihr? Wie verändert sich die Oberfläche durch die Wärme der Hand? Wo sind unebene Stellen? Das ist eine spannende Aufgabe, die uns vielleicht den Blick für das ein oder andere Detail öffnet, das wir beim bloßen betrachten übersehen würden.

Quelle: Retzbach, O. (2018): Das Geheimnis der Fingerspitzen. In: Gehirn&Geist, Dossier 3/2018. Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft.